Demut

Der Ausdruck Demut kommt von althochdeutsch diomuoti (Hauptwörter: theomuati, deomuati, deohmuati, diumuoti, deumoti, tiemoti, deumuti, diemoti mit den Bedeutungen Demut und Erniedrigung; Adjektiv: demütig, untertan, ‚dienstwillig‘; also eigentlich ‚Gesinnung eines Dienenden‘, ‚Gemüt eines Dieners‘ oder kurz ‚Dienersinn‘[1]).[2] Die Bestandteile des Wortes lassen sich weiter herunterbrechen in die beiden Wörter „dienen“ (dionōn; dio = Knecht) und „Mut“ (muot; auch: Sinn, Seele, Geist, Gemüt, Kraft des Denkens, Empfindens, Wollens[3]).[4][5] Im Mittelhochdeutschen bedeuteten die Feminina diemüete, diemuot, dêmuot Demut, Herablassung, Milde und Bescheidenheit.[6] Die Demütigung war im Althochdeutschen die Dienstunwilligkeit;[7] heute spricht man von Humiliation oder von Canossa.[8]

Im christlichen Kontext bezeichnet Demut die Haltung des Geschöpfes zum Schöpfer analog dem Verhältnis vom Knecht zum Herrn, allgemeiner die „Tugend, die aus dem Bewusstsein unendlichen Zurückbleibens hinter der erstrebten Vollkommenheit (Gottheit, sittliches Ideal, erhabenes Vorbild) hervorgehen kann“.[9] In der Lutherbibel diente der Begriff zur Übersetzung des biblischen Ausdrucks ταπεινοφροσύνη tapeinophrosýnē (altgriechisch) bzw. dessen lateinischer Übersetzung humilitas.

Humilitas (Demut), Personifizierung auf Portal San Giovanni, Florenz
  1. Konrad Duden: Orthographisches Wörterbuch. 4. Auflage, 3. Abdruck, Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1895, S. 66.
  2. Rudolf Schützeichel: Althochdeutsches Wörterbuch. 5. Auflage. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1995, ISBN 3-484-10637-9, S. 112.
  3. Gerhard Wahrig: Deutsches Wörterbuch. Gütersloh 1970, Spalte 2500.
  4. Duden: Der Duden in zehn Bänden, Band 7 (Etymologie), Das Herkunftswörterbuch, Bibliographisches Institut, Mannheim / Wien / Zürich 1963, ISBN 3-411-00907-1, S. 103 f.
  5. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, S. 189.
  6. Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. 38. Auflage. neubearbeitet von Ulrich Pretzel. Salomon Hirzel Verlag, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1992, ISBN 3-7776-0493-3, S. 30.
  7. Der Sprach-Brockhaus. Deutsches Bildwörterbuch für jedermann, Eberhard Brockhaus Verlag, Wiesbaden 1949, S. 115.
  8. DBG Fremdwörterlexikon. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin / Darmstadt / Wien 1965, S. 45.
  9. Georgi Schischkoff: Demut. In: Philosophisches Wörterbuch. 22. Auflage. 1991, ISBN 3-520-01322-3. Nach: Nicolai Hartmann: Ethik. 3. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1949, S. 476: „Demut ist das Bewußtsein unendlichen Zurückbleibens, bei dem aller Vergleich versagt. Sie mißt das eigene Sein an der Vollkommenheit, so wie sie diese versteht, als Gottheit, als sittliches Ideal oder als erhabenes Vorbild.“

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