Furunkel

Klassifikation nach ICD-10
L02 Hautabszess, Furunkel und Karbunkel
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Furunkel

Ein Furunkel (Maskulinum oder Neutrum;[1][2] Adjektiv furunkulös; von lateinisch furunculus‚ „kleiner Dieb“ oder auch „kleiner Spitzbube“;[3][4] deutsch auch Blutgeschwür[5] oder veraltet Blutschwär[6][7][8][9]) ist eine tiefe, schmerzhafte Entzündung des Haarbalgs und des umliegenden Gewebes, die meist durch Staphylokokken (Staphylococcus aureus) oder eine Mischflora unterschiedlicher Krankheitserreger entsteht.[10] Eine Infektion mit multiresistenten Staphylokokken (MRSA) wird beschrieben; hier spricht man von einem Zytotoxin namens Panton-Valentine-Leukocidin (PVL).[11][12]

Der Furunkel zählt zu den Staphylodermien und zu den Geschwüren (Ulcera)[13] und damit zu den Hautkrankheiten. Die Entzündung des umliegenden Gewebes bewirkt die Schmerzhaftigkeit des Bereichs. Außerdem kann es zu Fieber, Müdigkeit und Lymphknotenschwellungen sowie selten auch zur lebensbedrohlichen Sepsis (Blutvergiftung), zu einer Osteomyelitis (Knochenmarksentzündung), zu einer Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) oder zu einer Pneumonie (Lungenentzündung) kommen.

Durch Gewebsuntergang (Nekrose) und zentrale Einschmelzung (Eiter) entsteht ein „Pfropf“ („kleiner Eiterpfropf, kleines Eitergeschwür“[14]), der die Hautoberfläche durchbrechen und sich somit spontan entleeren kann. Die Abheilung erfolgt unter Narbenbildung.[15][16] Die Narben entstehen durch die unvollständige Reparation[17] eines ulzerösen Defektes; punktförmige Närbchen bilden sich nach umschriebener Nekrose.[18]

  1. Der Sprach-Brockhaus. Eberhard Brockhaus Verlag, Wiesbaden 1949, S. 198.
  2. DudenDie deutsche Rechtschreibung. Band 1. 25. Auflage. Dudenverlag, Mannheim / Leipzig / Wien / Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04015-5, S. 460.
  3. DudenDas Herkunftswörterbuch (= Der Duden in 10 Bänden, Band 7: Etymologie). Bibliographisches Institut, Mannheim / Wien / Zürich 1963, ISBN 3-411-00907-1, S. 192.
  4. DudenDas Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke. 7. Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim / Leipzig / Wien / Zürich 2003, ISBN 3-411-04617-1, S. 306.
  5. Lingen Lexikon. Helmut Lingen Verlag, Redaktion Friedrich Arnold Brockhaus Verlag, Ausgabe 1976/77, Köln, Band 7, S. 75.
  6. Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie. Verlag von Joachim Pauli, Berlin 1779; 2. Auflage 1787. Band 15, S. 490, und Band 17, S. 498.
  7. Synonymangabe nach: Furunkel. In: Der Neue Herder. Erster Halbband. Freiburg 1949, Spalte 1252.
  8. Das große Wörterbuch der Medizin. Vehling Verlag, Köln / Luzern / Wien [ohne Jahr], S. 146.
  9. Dagobert Tutsch (Hrsg.): Lexikon der Medizin. Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Berlin / Wien 1975, ISBN 3-541-07081-1, S. 146.
  10. Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: Lexikon der Medizin. 16. Auflage. Verlag Ullstein Medical, Wiesbaden 1999, ISBN 3-86126-126-X, S. 681.
  11. Community-Associated Methicillin Resistant Staphylococcus aureus (CA-MRSA). Centers for Disease Control and Prevention (CDC), 24. Februar 2007, abgerufen am 1. November 2007.
  12. G. Lina, Y. Piémont, F. Godail-Gamot, M. Bes, M. Peter, V. Gauduchon, F. Vandenesch, J. Etienne: Involvement of Panton-Valentine leukocidin-producing Staphylococcus aureus in primary skin infections and pneumonia. In: Clinical Infectious Diseases. Band 29, 1999, Nr. 5, S. 1128–1132. PMID 10524952, doi:10.1086/313461.
  13. Aloys Greither: Dermatologie und Venerologie. (= Heidelberger Taschenbücher). 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1978, ISBN 3-540-08586-6, S. 18.
  14. Markwart Michler, Jost Benedum: Einführung in die Medizinische Fachsprache. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1981, ISBN 3-540-10667-7, S. 232.
  15. DocCheck: Flexikon.
  16. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände – Conversations-Lexikon. 11. Auflage. Band 6. F. A. Brockhaus-Verlag, Leipzig 1865, S. 690.
  17. Bedeutung des Wortes Reparation in der Medizin: „Erneuerung oder Ersatz von Körpergeweben“. Quelle: Heinz Walter, Günter Thiele (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Band 5 (Mem–Rz). Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Berlin / Wien 1973, ISBN 3-541-84005-6, S. R 81.
  18. Walter Burckhardt: Atlas und Praktikum der Dermatologie und Venerologie. Verlag von Urban & Schwarzenberg, München / Berlin 1955, S. 18.

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