Jurchen

Hölzerne Bodhisattva-Statue, Jin-Dynastie

Die Jurchen, auch Dschurdschen oder Dschürdschen (Jučen/Jurčen[1]; chinesisch 女眞 / 女真, Pinyin Nǚzhēn (heutige Lesung); ältere und eigentliche Lesung: Rǔzhēn[2]) waren ein tungusisches Volk in der östlichen Mandschurei und die Vorfahren der Mandschu (der Name Mandschu wurde im 17. Jahrhundert angenommen). Ihre Sprache war eine alte Form der Mandschu-Sprache. Eine Schrift für die Sprache der Jurchen wurde aus einem der beiden Schriftsysteme des Volkes der Kitan entwickelt.

Die Jurchen gingen vermutlich aus sibirischen Jägern hervor, die im Laufe der Zeit durch den Kontakt mit den in der östlichen Mandschurei ansässigen Chinesen sinisiert wurden.[3] Sie wurden erstmals 1069 erwähnt.[3] 1115 ließ sich der Stammesfürst Aguda zum Kaiser krönen und begründete die Jin-Dynastie; in den folgenden Jahren bis 1125 stürzte sie die damals Nordchina regierende Liao-Dynastie der gleichfalls aus der Mandschurei stammenden Kitan. Nach mehreren Feldzügen gegen die Mandschurei erreichte das Reich 1142 seine größte Ausdehnung.[3] Im Zuge des Mongolensturms Anfang des 13. Jahrhunderts wurde das Reich 1234 von den Mongolen unter Ögedei Khan erobert.

Während der Ming-Dynastie, die die Mongolenherrschaft beendete, lebten die Jurchen als Jäger und zunehmend auch als Bauern; sie kamen vor allem durch den Handel mit Ginseng zu Wohlstand.[3] Die Chinesen unterschieden zu dieser Zeit drei Gruppen von Jurchen: Die „wilden Jurchen“ aus der nördlichen Mandschurei und die südlich davon lebenden „Haixi-Jurchen“ und „Jianzhou-Jurchen“. Der Stammesfürst Nurhaci vereinigte Ende des 16. Jahrhunderts zuerst die Jianzhou-Jurchen und schließlich diese mit den anderen Jurchen-Stämmen; 1616 ließ er sich zum Kaiser krönen und begründete die Qing-Dynastie. Ab 1618 begann er mit Angriffen gegen Nordchina; nach seinem Tod 1626 wurde sein Sohn Huang Taiji zu seinem Nachfolger, der die Bezeichnung Jurchen 1635 offiziell durch „Mandschu“ ersetzte.

  1. Universität Hamburg – Institut für Finnougristik/Uralistik >Bibliothekssystematik: 96.311 Dschurdschenisch (Jučen, Jurčen) (Memento vom 29. August 2014 im Webarchiv archive.today)
  2. Das Xiàndài Hànyǔ cídiǎn «现代汉语词典», das Cíhǎi «辞海» und auch das Guóyǔ cídiǎn «國語辭典» geben nur noch die Aussprache „Nǚzhēn“ an. In älteren Wörterbüchern wird ausschließlich (Rüdenberg, Stange: Chinesisch-Deutsches Wörterbuch. 3. Auflage. de Gruyter & Co., Hamburg 1963, Cram, S. 308 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).) oder alternativ (Mathews’ Chinese-English Dictionary. Revised American Edition. Cambridge, MA 1972, ISBN 0-674-12350-6, S. 664 (Erstausgabe: 1943).) für das erste Zeichen die Lesung ju³ (entspricht Pinyin ) gegeben.
  3. a b c d Jacques Gernet: Die chinesische Welt. (= Edition Suhrkamp. 1505) Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-38005-2.

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