Marktwirtschaft

Die Marktwirtschaft ist ein zentraler Begriff der ökonomischen Theorie und der Wirtschaftsgeschichte.

In der Theorie der Wirtschaftsordnungen bezeichnet Marktwirtschaft (früher auch Verkehrswirtschaft) ein Wirtschaftssystem,[1] in dem die Verteilung der Entscheidungs- und Handlungsrechte durch das Rechtsinstitut des privaten Eigentums an Produktionsmitteln erfolgt. Planung und Koordination der Wirtschaftsprozesse erfolgen dezentral. Die einzelnen Verwendungspläne der Haushalte und Unternehmen (Einkommen- und Gewinnverwendung) und der Entstehungspläne (Gewinnbildung und Einkommensentstehung) werden durch Marktpreise koordiniert.[2] Diese Koordination umfasst einerseits die Allokation und Verteilung individueller Güter durch Marktpreise und andererseits die Allokation und Verteilung öffentlicher Güter durch politische Entscheidungen. Über Marktpreise werden die Einzelpläne der Wirtschaftssubjekte aufeinander abgestimmt und über die Verknüpfung der Märkte in einen gesamtwirtschaftlichen Rechnungszusammenhang gestellt. Dies bezieht sich ebenfalls auf öffentliche und meritorische Güter trotz fehlender Märkte für diese, da zur Herstellung des Angebotes von öffentlichen Gütern der Einsatz von Gütern oder Produktionsfaktoren, die selbst in einem marktkoordinierenden Prozess hergestellt werden, Voraussetzung ist.[3] Marktwirtschaft wird in der ökonomischen Theorie als ein selbstregulierendes und selbstoptimierendes System, unter der angenommenen Voraussetzung einer Entscheidungs- und Handlungsfreiheit der Wirtschaftssubjekte, aufgefasst. Daher wird die idealisierte Marktwirtschaft auch per se als freie Marktwirtschaft begriffen.[4] Reale Märkte weichen allerdings teils erheblich von dieser idealisierten Modellvorstellung ab.[5]

Unter den Wirtschaftshistorikern hat insbesondere Fernand Braudel und unter anderem auch Alfred Preussler auf der Unterscheidung zwischen der historisch älteren Marktwirtschaft und dem sich daraus entwickelnden Kapitalismus bestanden.

  1. Zur ordnungstheoretischen Bestimmung und Analyse von Wirtschaftssystemen siehe: K. P. Hensel: Grundformen der Wirtschaftsordnung. Marktwirtschaft und Zentralverwaltungswirtschaft. 3. Auflage. München (Beck) 1978.
  2. A. Eckstein: Comparison of economic systems: Theoretical and methodological approaches. California University, Berkeley 1971.
  3. H. Bonus: Ordnungspolitische Aspekte öffentlicher Güter. In: E. Helmstädter: Neuere Entwicklungen in den Wirtschaftswissenschaften. (= Schriften des Vereins für Socialpolitik, N.F. Band 98). Duncker & Humblot, Berlin 1978, ISBN 3-428-04240-9, S. 49–82.
  4. Lothar Wildmann: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik. (= Module der Volkswirtschaftslehre. Band 1). Ausgabe 2. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2010, ISBN 978-3-486-59111-8, S. 51.
  5. Werner Vontobel, Hanspeter Guggenbühl, Urs P. Gasche: Das Geschwätz von der freien Marktwirtschaft. Wie Unternehmen den Wettbewerb verfälschen, die Natur ausbeuten und die Steuerzahler zur Kasse bitten. Orell Füssli, Zürich 1996 (3. Aufl. 1997), ISBN 3-907768-15-9.

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