Deutsche Wirtschaftsgeschichte im Ersten Weltkrieg

Spare Seife! … aber wie? Poster des Kriegsausschusses für Oele und Fette, das auffordert, Seife und Öle zu sparen und Vorschläge unterbreitet, wie das zu tun ist
Medaille für den Tausch von Schmuck oder Gold gegen (fast) wertloses Papiergeld

Der Erste Weltkrieg unterschied sich nicht zuletzt auch dadurch von früheren europäischen Kriegen, dass es sich um den ersten Krieg handelte, der zwischen weitgehend industrialisierten Ländern stattfand. Die wirtschaftlichen Potentiale der beteiligten Staaten wurden daher auch zu entscheidenden Faktoren für den Ausgang des Krieges (Materialschlacht).[1]

Die deutsche Kriegswirtschaftspolitik hatte vier grundlegende Ziele:

  • das Herstellen von ausreichend Kriegsmaterial (Munition, Waffen, sonstige Ausrüstung) für die neue Kriegsform der Materialschlachten, zu diesem Zweck vor allem die Sicherung der Rohstoffversorgung,
  • die Aufteilung von Arbeitskräften beziehungsweise Soldaten zwischen Armee und Wirtschaft, vor allem Rüstungsbetrieben, um beide funktionsfähig zu erhalten,
  • das Erhalten des sozialen Friedens durch Ausgleich zwischen den Interessen von Unternehmern, Arbeitern und dem kriegführenden Staat,
  • das Sicherstellen der Nahrungsmittelversorgung trotz der von den Alliierten verhängten Wirtschaftsblockade.

Die verschiedenen staatlichen Eingriffsmaßnahmen lösten keines dieser Probleme. Zum Kriegsende vereinigten sich die Einzelprobleme zu einer umfassenden Krise, in der die sozialen Fragen eine herausragende Bedeutung erhielten.

Dazu kamen die Herausforderungen der Finanzpolitik: 1918 betrugen die Kriegsausgaben des Reiches 50 Milliarden Mark. Das war mehr als das Elffache der Reichsausgaben des letzten Friedensjahrs. Da aus unterschiedlichen Gründen, unter anderem wegen der Aufrechterhaltung des sozialen Friedens, die Kriegsfinanzierung nicht durch Steuern, sondern durch Kreditaufnahmen erfolgen sollte, kam es von Anfang an zu massiven Eingriffen in die Finanzwirtschaft. Zudem zog dieses Vorgehen alle negativen Folgen nach sich, die man von einer auf Schulden basierenden Volkswirtschaft kennt.[2]

  1. Friedrich-Wilhelm Henning: Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1976. 2. Auflage. Paderborn 1974, S. 32.
  2. Friedrich-Wilhelm Henning: Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1976. 2. Auflage. Paderborn 1974, S. 42–43.

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