Erec

Erec (auch Ereck) ist ein mittelhochdeutscher Versroman von Hartmann von Aue und entstand um 1180/90. Er gilt als der erste Artusroman in deutscher Sprache und ist eine Adaptation des altfranzösischen Erec et Enide von Chrétien de Troyes. Die einzige fast vollständige Fassung des Erec ist im Ambraser Heldenbuch erhalten, das der Bozener Zöllner und landesfürstliche Amtmann Hans Ried zwischen 1504 und 1516 nach älteren Handschriftenvorlagen für Kaiser Maximilian I. angefertigt hat.

Daneben existieren vier kurze Fragmente aus dem 13. und 14. Jahrhundert (K, V, W und Z). Während K, V und ein Teil von W der Textgestalt des Ambraser Heldenbuchs (A) weitgehend entsprechen, überliefern ein anderer Teil von W und das Fragment Z einen deutlich abweichenden Wortlaut, der der französischen Vorlage erheblich genauer folgt. Kein einziger Textzeuge überliefert die französische Namensform Erec. Der Protagonist wird entweder Erek (in den Fragmenten) oder Ereck (im Ambraser Heldenbuch) genannt. In der neuesten wissenschaftlichen Textausgabe heißt der Artusroman entsprechend Ereck.[1]

Hartmanns Schaffenszeit wird etwa zwischen 1180 und 1205 angesetzt. Der Erec(k) wird auf Grund stilistischer, aber keinesfalls zweifelsfreier Beobachtungen in der Forschung oftmals als der erste seiner Erzähltexte eingeschätzt. Später folgten dann Gregorius, Der arme Heinrich und Hartmanns zweiter Artusroman Iwein. Eine Reihenfolge dieser Texte ist philologisch nicht abzusichern.

Der Anfang des Erec(k), wie ihn Chrétien de Troyes in der Vorlage konzipiert hat, ist weder in den Fragmenten noch im Ambraser Heldenbuch (A) überliefert. Allerdings zeichnet sich der Anfang der Erec(k)-Fassung in A durch einen eigenständigen Prolog und eine Handlungsepisode aus, in der ein Zaubermantel im Mittelpunkt steht. Diese knapp 1000 Anfangsverse des Erec(k)-Romans in A sollen nach dem nahezu einhelligen Urteil der Philologie nicht von Hartmann von Aue stammen, sondern erst im 13. Jahrhundert mit dem Versroman verbunden worden sein.[2] Neuere Untersuchungen machen es wahrscheinlich, dass der Erec(k) bereits in zeitlicher Nähe seiner Entstehung mit der Mantelepisode verklammert war und diese daher nicht einfach aus dem Textbestand des Romans ausgeklammert werden kann.[3] Obwohl diese Episode nur im Ambraser Heldenbuch überliefert ist und dort die Vorgeschichte der Erec(k)-Handlung darstellt, sieht die Forschung in ihr eine vom Erec(k) unabhängige Erzählung mit dem Titel Der Mantel. Dieses Urteil stützt sich darauf, dass der Mantelepisode eine eigenständige altfranzösische Verserzählung als Vorlage zugrunde liegt: Du mantel mautaillé. Der deutsche Text hat aber seine Vorlage an entscheidender Stelle verändert: Während der französische Text als Protagonistenpaar Carados und Galeta einsetzt, ersetzt der deutsche Text dieses Paar durch Erec und Enite, die im französischen Text gar nicht vorkommen. Joachim Bumke hat daher geurteilt, dass der Mantel keine eigenständige Erzählung im Deutschen sei, „sondern der sekundär hinzugedichtete Erec-Anfang“.[4] Die neueste Textausgabe nimmt daher diese Episode in den Roman auf, so wie es auch das Ambraser Heldenbuch macht.[5]

Thematisch ist der Artusroman, nach dem von Jean Bodel geprägten Begriff, der Matière de Bretagne zuzuordnen.

  1. Hammer/Millet/Reuvekamp-Felber, 2017
  2. Joachim Bumke, 2006, 11; Henrike Manuwald, 2015
  3. Reuvekamp-Felber, 2016
  4. Bumke, 2006, 12
  5. Hammer/Millet/Reuvekamp-Felber, 2017

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