Exhibitionismus

Exhibitionismus (von lateinisch exhibere, unter anderem „heraushalten, darbieten, vorzeigen, darstellen, zeigen, wahrnehmbar machen, vorführen“[1]) bezeichnet die Entblößung von, im Alltag in der Regel verdeckten, Geschlechtsorganen oder der Vollzug von sexuellen Aktivitäten in der Öffentlichkeit. Die Handlung soll die Aufmerksamkeit umstehender bzw. zuschauender Personen wecken und entsprechende Reaktionen auslösen.

Da die exhibitionistische Handlung in ihrer Intention darauf abzielt, in anderen Personen einen Eindruck oder eine Reaktion zu erzeugen, ist der sozio-kulturelle Kontext der Handlung (d. h. die Erwartbarkeit für andere Personen, in dieser Situation mit Nacktheit konfrontiert zu werden) entscheidend dafür, ob eine Handlung als exhibitionistisch zu bewerten ist. In diesem Sinne würde öffentliche Nacktheit in einem kulturell dafür vorgesehenen Rahmen, in welchem diese akzeptiert und mitunter sogar gefordert wird (z. B. Sauna, FKK-Strand oder World Naked Bike Ride), nicht als Form des Exhibitionismus zu betrachten sein.

Der Begriff wird in unterschiedlichen Bedeutungszusammenhängen verschieden verwendet. Im engeren, medizinisch-psychologischen Sinne verweist er auf eine Sexualpräferenz, bei der durch Entblößung oder dem Vollzug intimer Handlungen in der Öffentlichkeit sexuelle Lust gewonnen wird. Er stellt somit das Gegenstück zum Voyeurismus dar und kann, muss aber nicht, paraphile Ausformungen annehmen. Die sexuelle Motivation für die exhibitionistische Handlung ist zwar im ursprünglichen, engeren Sinn des Begriffs als wesentlicher Bestandteil enthalten. Im heutigen, alltäglichen Sprachgebrauch umfasst der Begriff jedoch oft auch Handlungen wie z. B. Mooning oder Flashing, die eher durch ein spielerisch-scherzhaftes Herausfordern und Übertreten von gesellschaftlichen Normen und Tabus als durch einen sexuellen Lustgewinn motiviert sind.

  1. Karl Ernst Georges: exhibeo. In: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Band 1. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1913, Sp. 2552–2554 (Digitalisat. zeno.org).

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