Genetische Klimaklassifikation

Eine genetische Klimaklassifikation ist die Gliederung der Erde in Regionen mit vergleichbaren Klimaverhältnissen, indem großräumige Klimafaktoren (etwa Sonneneinstrahlung, Winde, Luftmassen und Wetterfronten) verwendet werden. Somit steht die Entstehung (Genese) des Klimas im Mittelpunkt und die einzelnen Klimaregionen werden qualitativ aus der Lage im irdischen Klimasystem abgeleitet. Im Gegensatz dazu werden die einzelnen Klimaregionen für die effektive Klimaklassifikation aus lokalen Klimaelementen und deren Wirkungen (z. B. typische Vegetation) abgeleitet. Moderne Integrative Klimaklassifikationen vereinen beide Methoden.

Räume gleicher Klimate werden nach der Festlegung der weltumspannenden Klimazonen zum Beispiel nach der Kontinentalität bzw. Maritimität eines Teilraumes weiter untergliedert. Zentrale Grundlagen der genetischen Klimaklassifikationen ist die Energiebilanz der Erde, basierend auf ein- und ausgestrahlter Energie, und die darauf beruhende allgemeine globalen Luftzirkulation.

Genetische Modelle werden verwendet, um das Klima für Orte zu bestimmen, für die keine oder nur unzureichende Messdaten vorliegen.[1] Durch ihre Einfachheit sind sie geeignet, die grundlegenden atmosphärischen und klimatischen Vorgänge im globalen Maßstab besser zu verstehen. Für kleinräumige Klimaanalysen sind sie nicht geeignet.[2] Dies liegt vor allem an den kaum zu definierenden Grenzen der Zirkulationssysteme: Sie unterliegen häufig Störungen und Verschiebungen und sind schwierig zu messen. Demzufolge ist es nicht möglich, allein mit einem genetischen Ansatz eine Klimakarte der Erde zu erzeugen, die den Wirkungen des Klimas auf der Erde gerecht würde.[3]

Trotz dieser Einschränkungen soll nicht der Eindruck entstehen, genetische Ansätze seien weniger sinnvoll als effektive. Dazu führte Hermann Flohn aus: „Eine Beschreibung und Definition effektiver Klimazonen, sei sie noch so zweckmäßig, ist von diesem Gesichtspunkt her unvollständig und für den nachdenklichen Studenten unbefriedigend, wenn sie nicht die physikalischen Ursachenzusammenhänge in Rechnung stellt.[4]

Die erste komplette genetische Klassifikation schuf der russische Klimatologe Alisov 1936 und leitete damit eine lange Tradition russischer Studien zur geozonalen Einteilung der Erde ein.[5]

  1. dwd.de: „Klimaklassifikation – genetische“, Eintrag im Wetter- und Klimalexikon des deutschen Wetterdienstes, abgerufen am 7. Januar 2022.
  2. Sascha Leufke (Autor), Michael Hemmer, Gabriele Schrüfer, Jan Christoph Schubert (Hrsg.): Klimazonen im Geographieunterricht – Fachliche Vorstellungen und Schülervorstellungen im Vergleich in Münsteraner Arbeiten zur Geographiedidaktik, Band 02, 2011, PDF, S. 21, 23.
  3. Heinz Nolzen (Hrsg.): Handbuch des Geographieunterrichts. Band 12/I, Geozonen, Aulis Verlag Deubner & Co. KG, Köln 1995, ISBN 3-7614-1618-0, S. 18.
  4. H. Flohn: Zur Frage der Einteilung der Klimazonen. S. 161.
  5. Elgene Owen Box: World Bioclimatic Zonation. In: Elgene Owen Box (Hrsg.): Vegetation Structure and Function at Multiple Spatial, Temporal and Conceptual Scales. Springer International Publishing, Schweiz 2016, ISBN 978-3-319-21451-1, S. 7.

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