Gotik

Kathedrale von Beauvais, nach zwei Einstürzen unvollendet geblieben
Auch das ist Gotik: Hospitalkirche St. Georg in Hadmersleben, Sachsen-Anhalt, wohl vor 1470, mit Spitzbogen­fenstern und polygonalem 5/8-Chorschluss
Notre-Dame-des-Sablons in Aigues-Mortes, Südfrankreich, 1. Hälfte 13. Jh., eine gotische Basilika ohne Gewölbe

Die Gotik bezeichnet eine Epoche der europäischen Architektur und Kunst des Mittelalters, die sich in ihren verschiedenen nationalen Ausprägungen der Früh-, Hoch- und Spätgotik zeitlich etwa von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis um 1500 erstreckt. Der zuvor vorherrschende Bau- und Kunststil ist als Romanik, der nachfolgende als Renaissance bekannt.

Zunächst durch Giorgio Vasari als abwertende Beschreibung der Architektur verbreitet, etablierte sich der Begriff im Laufe des 19. Jahrhunderts allmählich auch für die zeitgleich entstandene Malerei in der Gotik und die gotische Bildhauerei. Die gotische Architektur entstand um 1140 in der Île-de-France (Paris und Umgebung) und währte nördlich der Alpen bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der gotische Stil ist nur in der Architektur genau abzugrenzen, während dies auf den Gebieten der Plastik und Malerei nicht in gleicher Klarheit möglich ist. Herausragende Kunstschöpfung ist die gotische Kathedrale, die als Gesamtkunstwerk Architektur, Plastik und (Glas-)Malerei des Mittelalters vereint. Sie steht am Anfang einer neuen Gestaltung des Kirchenraums, die durch die erstmalige Vereinigung burgundischer (Spitzbogen) und normannischer Formelemente (Rippengewölbe) und die weitere Entwicklung innovativer Baumaßnahmen in Erscheinung tritt.[1] Außerdem erlebte auch die Profanarchitektur besonders im städtischen Umfeld eine erste Blüte: Neben adeligen Wohnsitzen sind besonders Rathäuser und die nur selten im ursprünglichen Zustand erhaltenen Bürgerhäuser wichtige Bauaufgaben.[2]

In der Architektur unterscheidet man die Phasen der Früh-, Hoch- und Spätgotik, die in den verschiedenen europäischen Kunstlandschaften zu unterschiedlichen Zeitpunkten übernommen wurden und sich dann teilweise auch voneinander unabhängig weiterentwickelten. So spricht man in England vom Early English Style, dem Decorated Style und dem Perpendicular Style. In Frankreich unterscheidet man die Frühgotik Gothique primitif (1130–1180), den ausgereiften Gothique classique (1180–1230), dann den verfeinerten Gothique rayonnant, auf den der spätgotische Style flamboyant folgt. Nicht nur im Norden Deutschlands ist die Backsteingotik vorzufinden.

In der Nachgotik lebte der gotische Baustil auch außerhalb seiner Epoche fort und ist als Barockgotik als Mischform zwischen Barock und Gotik sogar in der Barockzeit nachweisbar. Im 19. Jahrhundert fand der Baustil der Neugotik als Spielart des Historismus neues Interesse.

  1. Als erster Musterbau ist die Abteikirche Saint-Denis anzusehen, deren Initiator, der Abt Suger, von Toman als „Schöpfer der Gotik“ bezeichnet wird. vgl. Toman, Rolf: Einleitung. In: Toman, Rolf (Hrsg.): Gotik. Architektur Skulptur Malerei. 2009, S. 8 f.
  2. Gotik - Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann. In: www.beyars.com. Abgerufen am 11. Dezember 2015.

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