Hammer und Sichel

Gekreuzte Hammer und Sichel, typische Darstellung der goldenen Werkzeuge auf rotem Hintergrund
Gekreuzte Hammer und Sichel, alternative Variante mit rot dargestellten Werkzeugen

Das Symbol der beiden Werkzeuge Hammer und Sichel in gekreuzter Form (Unicode: „☭“, russisch: серп и мо́лот, serp i mólot, wörtlich „Sichel und Hammer“) gilt neben dem roten Stern und der roten Fahne als das bekannteste und verbreitetste Symbol des Kommunismus, insbesondere der Varianten des Bolschewismus, Maoismus und der diversen weiteren marxistisch-leninistischen Strömungen. Die diktatorisch regierenden kommunistischen Staatsparteien in China, Vietnam und Laos verwenden gekreuzte Hammer und Sichel weiterhin als ihr Parteisymbol.

In der heute bekannten kommunistischen Form wurden gekreuzte Hammer und Sichel erstmals von der bolschewistischen Einparteiendiktatur unter Wladimir Lenin im Jahr 1918[1] eingeführt, zunächst als Staatssymbol Sowjetrusslands (1918–1922) und später auch der Sowjetunion (1922–1991). Im Selbstverständnis des Bolschewismus standen die gekreuzten Werkzeuge für die Einheit von Arbeiter- (Hammer) und Bauernklasse (Sichel) als revolutionärer Basis für die angestrebte „Diktatur des Proletariats“ und eine daran anschließende „klassenlose Gesellschaft“.

Die Totalitarismus- und Extremismusforschung wie auch die Religionssoziologie betrachten gekreuzte Hammer und Sichel als ein politisch-religiöses Symbol, dessen Stellung und Funktion im Bolschewismus vergleichbar mit jener des Hakenkreuzes im Nationalsozialismus ist, und das die traditionelle christliche Symbolik der von den Bolschewiki radikal bekämpften russisch-orthodoxen Kirche ersetzen sollte. Seit der bolschewistischen Machtübernahme in Russland im Jahr 1917 verwendeten zahlreiche weitere kommunistische Parteien, Organisationen und von Kommunisten diktatorisch regierte Staaten das Symbol in ihren Flaggen und Emblemen.

Der heutige gesellschaftliche Umgang mit dem Symbol ist ambivalent. Einerseits steht das Symbol für den gewaltsamen Tod von Millionen von Menschen weltweit, insbesondere während der bolschewistischen Diktatur in Sowjetrussland und der Sowjetunion (1917–1953) sowie den maoistischen Diktaturen in China (1949–1976) und Kambodscha (1975–1979). In der Konsequenz wird insbesondere in Staaten, die historische Erfahrungen mit einer kommunistischen Partei gemacht oder politisch von der Sowjetunion abhängig waren, Hammer und Sichel in gekreuzter Form überwiegend mit kommunistischen Verbrechen und Totalitarismus assoziiert. Daher ist die Verwendung des Symbols in einigen dieser Staaten auch gesetzlich verboten, wird strafrechtlich verfolgt und als Delikt der Verwendung der Hakenkreuzflagge gleichgestellt. Auch in Staaten ohne kommunistische Vergangenheit wird das Symbol oft mit Linksextremismus in Verbindung gebracht. Andererseits werden Hammer und Sichel teilweise weiterhin mit den utopischen Idealen des Kommunismus assoziiert, als Zeichen der Hoffnung verstanden und bei Demonstrationen genutzt.

Für sich alleine genommen stellen ungekreuzte Hammer und Sichel keine kommunistischen Zeichen dar. So nutzt das Wappen der Republik Österreich seit 1919 die Dreiheit von Hammer, Sichel und Mauerkrone zur Symbolisierung der drei Hauptstände des Landes: Arbeiter, Bauern und Bürgertum.[2]

  1. Als Beginn der bolschewistischen Einparteiendiktatur sehen Historiker die durch die Bolschewiki durchgesetzte Auflösung der gewählten konstituierenden Versammlung oder die Auflösung von gewählten Sowjets im Frühjahr 1918, vgl. Richard Pipes: Russia under the Bolshevik Regime. New York 1994, S. 5; James Ryan: Lenin’s Terror. The ideological origins of early Soviet state violence. Abington/ New York 2014, S. 96.
  2. Michael Göbl: Wie kamen Hammer und Sichel in das Wappen der Republik Österreich? In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik. Band 15, Nr. 7, 1990, S. 233–238, hier S. 238. (PDF)

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