Harz (Material)

Ein Harztropfen
Aus einem Fichtenzapfen austretendes Harz
Naturharze, die in der europäischen Tafelmalerei verwendet wurden/werden.

Harze werden grundsätzlich in Naturharze (im oberdeutschen Sprachraum, zum Beispiel in Österreich, auch Pech genannt) und Kunstharze unterschieden.

Naturharze sind Gemische von festen, amorphen, nichtflüchtigen, lipophilen Pflanzenprodukten. Sie treten nach natürlichen oder künstlichen Verletzungen als zähflüssige Masse aus bestimmten Pflanzen, überwiegend Bäumen, aus. Dabei sind sie entweder in einem ätherischem Öl wie Terpentin gelöst – dann heißen sie Balsame oder Oleoresin. Oder die Harze treten als Emulsionen oder Suspensionen in wässrigen Schleimstofflösungen mit wenig ätherischem Öl aus der Pflanze aus – dann heißen sie nach Eintrocknen Gummiharz.

Wahrscheinlich dienen Harze den Pflanzen vor allem zum Verschließen von Verletzungen und zur Abwehr von Schadinsekten. Bei Balsamen härtet die zähflüssige Masse durch Verdunsten der ätherischen Öle und zurück bleibt das mehr oder weniger harte, gelbliche bis bräunliche Harz. Reine Naturharze werden beim Erwärmen weich und schließlich flüssig. Sie lösen sich nahezu nicht in Wasser, aber in ätherischen oder fetten Ölen sowie in apolaren Lösungsmitteln. Im Gegensatz zu reinen Harzen haben Gummiharze mit den Schleimstoffen auch einen wasserlöslichen Anteil.[1][2]

Historisch wurden Harze vielseitig verwendet, unter anderem in der Medizin, im Schiffbau und in der Malerei als Bindemittel und Firnis. Heute werden Naturharze, vor allem in der Industrie, weitestgehend durch Kunstharze ersetzt.

Kunstharze werden heute vorwiegend im industriellen, aber auch im künstlerischen sowie restauratorischen Bereich verwendet. In der Industrie dienen sie als reaktive Zwischenstufe zur Herstellung von duroplastischen Kunststoffen[3] und sind Komponenten in Lacken und Klebstoffen. Sie sind weiche Feststoffe oder hochviskose Substanzen, die üblicherweise Prepolymere mit reaktiven funktionellen Gruppen enthalten. Entgegen den Empfehlungen der IUPAC werden in der Kunststoffindustrie gelegentlich auch vernetzte Kunststoffe (Duroplaste) als „Harze“ bezeichnet.[4] In der Malerei werden sie als Bindemittel (Acrylfarbe) und als Abschlussfirnis, in der Restaurierung als Bindemittel für die Retusche und ebenfalls als Abschlussfirnis verwendet.

Umgangssprachlich spricht man auch vom Verharzen, wenn härtende Öle polymerisieren.

  1. Eberhard Tuescher, Matthias F. Melzig, Ulrike Lindequist: Biogene Arzneimittel. Ein Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8047-2495-2.
  2. Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-2053-4.
  3. Eintrag zu resin. In: IUPAC (Hrsg.): Compendium of Chemical Terminology. The “Gold Book”. doi:10.1351/goldbook.RT07166 – Version: 2.3.3.
  4. Gerd Collin, Rolf Mildenberg und Mechthild Zander: Resins, Synthetic. S. 1–2, In: Ullmann’s Encyclopedia of Industrial Chemistry. Wiley-VCH, Weinheim 2005, doi:10.1002/14356007.a23_089.

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