Kampfkunst

Systema. Russische Kampfkunst.
Training der Kampfkünste. (US-Marine Corps Martial Arts Program, 2014)
Kampftraining. Würgegriff. (U.S. Army military police, 2001)
Iaidō.
Asymmetrischer Kampf, Selbstverteidigung gegen einen Angriff mit Schwert. Aikidō.

Kampfkunst ist eine Technik, um Feinde zu besiegen und sich vor feindlichen Angriffen zu schützen. Auf Englisch heißt es „martial art“ – und „martial“ bedeutet „kriegerisch“.[1]

Entscheidend ist hierbei nicht die tatsächliche Zweckmäßigkeit der jeweiligen Techniken, sondern ihr subjektiver konzeptioneller Nutzwert in einem spezifischen Anwendungsszenario. Dies kann z. B. ein Sportkampf, ein kriegerischer Zweikampf oder eine Selbstverteidigungssituation sein. Die Überwindung des Gegners kann sich dementsprechend u. a. in einem Punktsieg, der Ausschaltung der gegnerischen Angriffsfähigkeit, der Sicherstellung der eigenen körperlichen Integrität oder im Extremfall im Tod des Gegners äußern.

Manche Kampfsysteme gründen sich auf oder tolerieren die Verwendung von Waffen, insbesondere von Schlag- (z. B. Rattanstöcke im Arnis) und Stichwaffen (z. B. Schwerter im Iaidō und HEMA) sowie bestimmter Projektilwaffen (z. B. Bogenschießen). Gemeinhin zählen Systeme, die über die eigene Körperkraft hinaus verstärkte Waffen verwenden (z. B. durch Chemikalien, Motoren, Pressluft, Computertechnik), nicht zu Kampfkunst/Kampfsport, wodurch die Grenze zur Kriegsführung teilweise fragwürdig bleibt.

Kampfsysteme sind ein weltweites, sehr altes und äußerst diversifiziertes Phänomen, das sich in unzählige kulturelle Praktiken aufteilen lässt, die wiederum eigene Schwester- und Tochtersysteme umfassen. Im Unterschied zum klassischen Sport sind Kampfsysteme oft von kultisch-religiösen Praktiken, rituellen oder modernen (Kriegs-)Tänzen und dem Bewegungstheater beeinflusst; teilweise sind sie umgekehrt auch Elemente dieser Praktiken (wie das Sumō in shintoistischen Zeremonien, dem Kung Fu in der Peking-Oper oder aber der Haka als Einschüchterungstanz neuseeländischer Spielmannschaften). Von der Antike bis zur Moderne waren Kampfelemente (wie Ringer- und Schlagtechniken) fester Teil vieler Mannschafts- und Ballsportarten wie im Hurling und Knappan: Kämpfen und Spielen wurden eher als Einheit betrachtet, bis sich auf Dauer durch Zivilisierungsprozesse das heutige moderne Sportverständnis entwickelte und Kampfelemente in eigene Disziplinen (wie Boxen) ausgelagert wurden.[2][3] In einigen traditionellen (z. B. Calcio Storico) sowie modernen Sportarten (wie Eishockey) ist die Vermischung von Spiel und Kampf immer noch deutlich sichtbar.

Das Training von Kampfkunst/Kampfsport gestaltet sich in den meisten Fällen als Kombination von Techniklernen und -üben sowie deren Anwendung in dynamischen Zweikämpfen oder kodifizierten Kampfchoreografien. Üblich sind außerdem Elemente aus dem Flexibilitäts-, Kräftigungs- und Schnelligkeitstraining. Auch kampftheoretische oder -philosophische Gespräche können Teil des Trainings sein.

Der Professionalisierungsgrad von Kampfsystemen ist sehr unterschiedlich. Trainiert wird formell u. a. in kommerziellen Clubs (z. T. im Franchise, wie bei EWTO-Wing Chun), öffentlichen Vereinen, privaten Haushalten, militärischen und polizeilichen Einrichtungen, allgemein bildenden Schulen, therapeutischen Einrichtungen bis hin zu Gefängnissen. Einige wenige verfügen über ein hochprofessionelles Ligasystem; viele weitere über Dachverbände oder ähnliche nationale und internationale Organisationsstrukturen.

  1. Oxford Lexico, martial (Memento des Originals vom 6. November 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lexico.com
  2. Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation. Suhrkamp, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-518-09934-6.
  3. Johan Huizinga: Homo ludens vom Ursprung der Kultur im Spiel. Bibliogr. erg. Neuausg., 116.–118. Tsd Auflage. Reinbek bei Hamburg 1991, ISBN 3-499-55435-6.

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