Nachttopf

Tönerne Nachttöpfe
Graphische Darstellung der Benutzung eines Nachtopfes auf einer satirischen Postkarte (um 1906)

Ein Nachttopf oder Nachtgeschirr ist ein Behältnis für das Urinieren im Schlafzimmer. Er geht auf die Zeit zurück, als die Toiletten noch außerhalb des Hauses oder auf halber Treppe lagen und so nachts nur relativ mühsam zu erreichen waren.

Das populäre Bild vom Nachttopf, der aus dem Fenster auf die Straße entleert wird, entspricht nicht der alltäglichen Nutzung. Dieses Klischee geht zurück auf satirische Geschichten und Abbildungen, wie im Narrenschiff von 1494, wo „närrische“ nächtliche Musikanten und Krachmacher begossen werden.[1]

Der Inhalt von Nachttöpfen wurde bereits im Mittelalter als Ressource für Gerber, Tuchwalker, Färbern und zur Herstellung von Salpeter für Schießpulver[2] gesammelt oder morgens in hausnahen Misthaufen, Ehgräben und Latrinen entsorgt, die sowieso aufgesucht wurden. Die Verwendung von Nachttöpfen steht entgegen dem Klischee in keinem direkten Zusammenhang mit (vermeintlich ständig) schmutzigen Straßen.

  1. Abbildung des Holzschnitts, in dem das Ausgießen eines Nachttopfs gezeigt wird (Wikimedia Commons); dieser wird Albrecht Dürer zugeschrieben.
  2. Wilfried Tittmann, Ferdinand Nibler und Wolfgang John: Salpeter und Salpetergewinnung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. 15. Oktober 2017, abgerufen am 8. November 2022.

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