Physikalismus (Ontologie)

Der Physikalismus ist in der Philosophie die metaphysische These, dass alles Existierende physisch sei und damit den physikalischen Gesetzen unterläge, oder anders ausgedrückt: dass zwischen den Eigenschaften aller real existierenden Objekte und deren physikalischen Eigenschaften eine Abhängigkeitsbeziehung (Supervenienz) herrsche. Der Physikalismus ist damit einerseits eine materialistische und andererseits eine monistische Position, die – im Gegensatz zu dualistischen, pluralistischen und idealistischen Positionen nur – von nur einer grundlegenden Substanz ausgeht.

Sowohl zur Definition des Physikalischen wie auch zur Explikation des Physikalismus gibt es verschiedene Varianten. Gemäß einer häufig verwendeten Definition gelten alle Objekte, Eigenschaften oder Ereignisse (alle Entitäten) als physisch, die in den Theorien der Physik beschrieben werden können.

Physikalistische Positionen werden von vielen Gegenwartsphilosophen und Naturwissenschaftlern vertreten, jedoch ist der Physikalismus auch Gegenstand einer kontroversen Diskussion.

In der Philosophie des Geistes beruht der Physikalismus auf der Überzeugung, dass sich die Gesetzmäßigkeiten der beobachtbaren Welt ebenso auf die geistige Innenwelt der Beobachter erstrecken. Diese Vorstellung hat den Status eines Paradigmas, da sie der Alltagserfahrung einer immateriellen, unteilbaren und freiheitlichen Psyche widerspricht. Alle Erklärungsversuche sind jedoch stark umstritten. Viele Vertreter des modernen Physikalismus argumentieren, dass das Verhältnis zwischen Geist und Körper mit dem Verhältnis von Biologie zu Physik vergleichbar sei: So ist beispielsweise die Evolution zwar nur aus biologischer Perspektive erklärbar, dennoch beruht sie komplett auf physikalischen Grundlagen. Insofern bestünde Grund zur Annahme, dass sich damit auch die Probleme der Undeterminiertheit und Subjektivität des Geistigen oder die mentale Verursachung auflösen ließen.[1][2]

Der Physikalismus ist eng verwandt mit dem Materialismus. In heutigen systematischen Debatten wird eher von Physikalismus als von Materialismus gesprochen, weil viele Konnotationen an „materialistische“ klassische Positionen nicht dem heutigen, engeren Begriff von Physikalismus zugehören.[3]

  1. Manfred Stöckler: Gehirn, Bewusstsein und Schmerz – eine Skizze, wie alles zusammenpassen könnte. DOI:10.1515/9783110525601-011, in: Burkhart Bromm, Jörn Henning Wolf (Hrsg.): Von der Freiheit, Schmerz zu spüren. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, Band 7. de Gruyter, Berlin/Boston 2017, ISBN 978-3-11-052351-5, S. 59, 101–102, 105.
  2. Patrick Spät: Panpsychismus: ein Lösungsvorschlag zum Leib-Seele-Problem. Dissertation, FreiDok der Universität Freiburg, Freiburg 2010, PDF, abgerufen am 17. Juni 2023. S. 2–4, 7–8, 10, 13–14, 17, 36, 59, 91–93, 127, 149, (Teilhard) 28–31.
  3. Vormoderne Vertreter eines Physikalismus werden daher in dem Artikel Materialismus behandelt.

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