Wildnis

Große Flächen weitgehend unberührter Wildnis findet man in Europa fast nur noch im hohen Norden (Abbildung: Nordland in Norwegen)
Heide: früher ein Synonym für Wildnis, tatsächlich jedoch keine Natur-, sondern eine Kulturlandschaft
Garten-„Wildnis“: manchmal abwertend im Sinne der zweiten Begriffsbestimmung gemeint
Viele große Raubtiere – wie z. B. der Amurtiger – sind auf ungestörte Wildnisgebiete angewiesen (Foto aus dem Zoo Pittsburgh, USA).

Wildnis ist – wie Landschaft und Natur – kein naturwissenschaftlicher, sondern ein alltagssprachlicher Begriff für naturbelassene Landflächen mit unterschiedlichen, kulturell geprägten Bedeutungen. Es gibt zwei verschiedenartige Begriffsbestimmungen:

  1. Nach der ersten wird unter Wildnis eine vom Menschen weitgehend unbeeinflusste Naturlandschaft (Primärnatur) verstanden,[1] die sich durch naturwissenschaftliche Parameter beschreiben und von Kulturlandschaften, Städten, Landwirtschaftsflächen, Forsten usw. abgrenzen lässt.[2][3] In diesem Sinne kann man noch rund ein Viertel bis ein Drittel der Landoberfläche als Wildnis bezeichnen.
  2. Die zweite Begriffsbestimmung ist mit einem Werturteil verbunden. Demnach wird ein Gebiet als Wildnis bezeichnet, wenn ihm die Bedeutung einer Gegenwelt zu irgendeinem kulturellen Ordnungsprinzip zugewiesen wird. Dabei kann die Bewertung sowohl positiv als auch negativ ausfallen: abwertend z. B. als „ungezähmte, unordentliche“ Natur im Gegensatz zur kultivierten Natur, aufwertend z. B. als „unverdorbene, unschuldige“ Urnatur.[4][5][6]
  1. vgl. Amélie Schenk: Die EU-Agrarpolitik und Mongolisches Weidefleisch auf germanwatch.org, 23. Juni 2003, abgerufen am 5. Mai 2022.
  2. Siehe z. B. Category 1b Wilderness Area. (Memento vom 10. November 2009 im Internet Archive). Bei: iucn.org. „Category Ib protected areas are usually large unmodified or slightly modified areas, retaining their natural character and influence, without permanent or significant human habitation, which are protected and managed so as to preserve their natural condition.“
  3. Vgl. Wildnisgebiete. (Memento vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive) Bei: bfn.de.
  4. Thomas Kirchhoff, Ludwig Trepl: Landschaft, Wildnis, Ökosystem: Zur kulturell bedingten Vieldeutigkeit ästhetischer, moralischer und theoretischer Naturauffassungen. Einleitender Überblick. In: Dies. (Hrsg.): Vieldeutige Natur. Landschaft, Wildnis und Ökosystem als kulturgeschichtliche Phänomene. transcript, Bielefeld 2009, S. 13–66.
  5. Deborah Hoheisel, Gisela Kangler, Ursula Schuster, Vera Vicenzotti: Wildnis ist Kultur. Warum Naturschutzforschung Kulturwissenschaft braucht. In: Natur und Landschaft. 2010/85 (2), S. 45–50.
  6. Wildnis. Bei: naturphilosophie.org.

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