18. Jahrhundert

Das 18. Jahrhundert begann am 1. Januar 1701 und endete am 31. Dezember 1800. Die Weltbevölkerung zu Beginn dieses Jahrhunderts wird im Mittel auf 600 Millionen Menschen geschätzt, während sie zum Ende des Jahrhunderts schätzungsweise auf 970 Millionen Menschen anstieg.[1][2] Somit übertraf das weltweite Bevölkerungswachstum dieses Jahrhunderts das kumulierte Wachstum der vorherigen fünf Jahrhunderte. Während die globale Vernetzung aller Kontinente weiter voranschritt, wandelte sich der Globus von einer multipolaren Welt mit ihrem frühneuzeitlichen Gleichgewicht zu einer zunehmend europäisch dominierten Welt, wobei Großbritannien zum mächtigsten europäischen Akteur wurde.[3] Diese Stellung erreichte es durch seine Vorreiterrolle im Welthandel und der Industrialisierung. Durch die Vernetzung Europas mit der Welt hatten europäische Konflikte vielfach Auswirkungen in anderen Teilen des Globus.[1] Europäische Handelsgesellschaften spielten im globalen Handel eine große Rolle, wobei es ihnen gelang regional oder sektoral Handelsmonopole mit Waffengewalt aufzubauen und zu verteidigen. In einigen Regionen, wie Ost- und Südostasien, spielten sie hingegen eine geringe Rolle.

Die europäisch-amerikanische Bewegung der Aufklärung forderte eine rein rationale Weltsicht und Gestaltung der Gesellschaft. Sie beeinflusste nicht nur Kunst, Literatur und Bildung, sondern auch die Politik. Deshalb sprechen einige Historiker auch vom „Jahrhundert der Aufklärung“. In diesem Jahrhundert begann in Westeuropa die Transformation von einer ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft.[4] Viele Aufklärer unterstützten die herrschenden Monarchen bei der Modernisierung ihres Reiches, kam es jedoch zur Revolution versuchten sie diese zu steuern und gestalteten die neue Ordnung entscheidend mit. Mit der französischen und amerikanischen Revolution begann die Epoche des bürgerlichen, modernen Verfassungsstaates. Nach zahlreichen europäischen Kriegen begann sich ein Gleichgewicht von fünf europäischen Großmächten zu formen, das bis zum Ersten Weltkrieg Europas Politik prägte. Eine dieser Großmächte, Russland, wurde nach grundlegenden Reformen von Staat und Armee nicht nur eine europäische Großmacht, sondern expandierte auch als größter Flächenstaat Asiens.

In Asien wandelte sich das indische Mogulreich von einem zentralen Verband zu einem losen Staatenbund.[5] Neben nachhaltigen Strukturreformen der Regionalreiche brachte der Transformationsprozess zahlreiche Kriege und Erbfolgekriege mit sich. In diesem Umfeld schaffte es die Britische Ostindien-Kompanie, in der zweiten Jahrhunderthälfte neben der Konföderation der Marathen zur mächtigsten Organisation Südasiens zu werden. Das Chinesische Kaiserreich setzte seine Expansion in Asien fort, bis es 1759 seine größte Ausdehnung erreichte. Dieses große Reich erlebte wirtschaftlichen Wohlstand und starkes Bevölkerungswachstum. Japan verfolgte weiterhin seine Abschottungspolitik gegenüber dem Rest der Welt, während sich die Staaten des südostasiatischen Festlandes konsolidierten und ihre Unabhängigkeit gegen europäische und chinesische Herausforderer verteidigten. Auf der südostasiatischen Inselwelt bauten die Chinesen ihre Präsenz und ihren Einfluss stark aus.

Durch ihren Sieg über die Franzosen waren die Briten vorübergehend zur mächtigsten Kolonialmacht des Nordamerikanischen Kontinents geworden. Diese Vormachtstellung verloren sie mit der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika. Wirtschaftlich profitierten die Vereinigten Staaten wie auch die europäischen Kolonien der Karibik und Lateinamerikas von der Arbeitskraft von Millionen afrikanischer Sklaven. Die Jagd nach Sklaven und die Verschiffung nach Amerika erreichte in diesem Jahrhundert ihren Höhepunkt.[1]

  1. a b c Bernd Hausberger, Jean-Paul Lehners: Das 18. Jahrhundert: eine Beschleunigung. In: Bernd Hausberger, Jean-Paul Lehners (Hrsg.): Die Welt im 18. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-85476-323-9, S. 16–17, 21–25, 33.
  2. Andreas Weigl: Bevölkerungsgeschichte Europas: von den Anfängen bis in die Gegenwart. Böhlau Verlag, Wien 2012, ISBN 978-3-8252-3756-1, S. 41–42.
  3. Christian Kleinschmidt: Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit. Verlag C.H.Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70800-8, S. 22, 25, 29, 35.
  4. Norbert Franz, Jean-Paul Lehners: Wandel durch Vernunft? Von der Stände- zur Staatsbürgergesellschaft – Westeuropa. In: Bernd Hausberger, Jean-Paul Lehners (Hrsg.): Die Welt im 18. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-85476-323-9, S. 186–188, 193–195, 201, 206, 208–211.
  5. Michael Mann: Ein langes 18. Jahrhundert – Südasien. In: Bernd Hausberger, Jean-Paul Lehners (Hrsg.): Die Welt im 18. Jahrhundert. Mandelbaum Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-85476-323-9, S. 277–278, 282, 286, 290, 295.

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