Naskapi

Innu-Gemeinden in Québec und Neufundland und Labrador sowie die zwei Naskapi-Gemeinden (Kawawachikamach und Natuashish/Utshimassits)

Die Naskapi (‘Volk jenseits des Horizonts’) werden zu den nordamerikanischen Indianern gezählt und sind eine Gruppe der First Nations in Québec, Kanada. Sie gehören zu den Algonkin-Völkern des Kulturareales Subarktis und werden sprachlich den Cree zugerechnet. Seit den ersten Kontakten mit den Europäern leben die Naskapi in Nunavik, Québec und Labrador. Heute wohnen die etwa 1.500 Naskapi in den am weitesten nördlich liegenden Gemeinden Kawawachikamach und Natuashish/Utshimassits. Die ihnen nahe verwandten Innu wohnen in elf Siedlungen in Québec und Labrador.

Die Naskapi (Innu und Iyiyiw – ‘Volk’) bildeten die nördliche Stammesgruppe, die eng verwandten Montagnais (franz. ‘Bergbewohner’) die südliche und östliche Stammesgruppe der früheren Innu. Heutzutage nennen sich nur die Montagnais offiziell Innu (Nehilaw und Ilniw – ‘Volk’), während die Naskapi nur diesen Namen verwenden.

Beide Gruppen bezeichnen ihr raues, wildes und unzugängliches Stammesgebiet als Nitassinan (‘Unser Land’). Die Stammesgruppen unterschieden sich primär in ihrer Lebensweise – die zahlreicheren ca. 4.000 Innu waren vorwiegend mehr gebietsgebundene halbnomadische Jäger und Sammler, die in den offenen Flechtenwäldern der borealen Zone Elche, Karibus und Kleinwild jagten. Manche Küsten-Gruppen betrieben auch Feldbau, fischten und ernteten Ahornsirup. Die nur ca. 1.500 Menschen zählenden Naskapi hingegen lebten als Vollnomaden meist in der lichten Waldtundra von der Jagd auf Elche und in der offenen Tundra auf Karibus; zudem vom Fischfang sowie dem Sammeln von Wurzeln und Wildpflanzen.

Im Sommer wohnten die Naskapi in Zelten aus Birkenrinde und im Winter überzogen sie die Zelte mit Karibufellen. Im Winter bestatteten sie ihre Toten auf Gerüsten und Bäumen, ansonsten wurden sie in der Erde begraben. Das Gesellschaftssystem der Naskapi war patrilinear. Im Gegensatz zu benachbarten Stämmen wie den Inuit, die mit Holzkohle oder Farbe getränkte Fäden oder Sehnen unter der Haut hindurch zogen, rieben sich die Naskapi einfach Holzkohle oder Ruß in eine Schnittwunde um sich zu tätowieren (s.g. Ink-Rubbing).[1]

Die ethnische Religion der Naskapi war animistisch, da alle Naturerscheinungen als beseelt angesehen wurden. Zentral war die Vorstellung von Manitu, dem allumfassenden Geheimnis bzw. der großen Kraft, die in allen Wesen, Dingen, Tätigkeiten und Erscheinungen enthalten ist und die in Chisa-manitu als Weltseele verehrt wurde. Eine besondere Stellung hatte der Bärenkult bei den Naskapi: Er wurde spirituell verehrt, aber auch als Nahrung begehrt. Wurde ein Bär in einer Höhle entdeckt, rief man seine Seele und bot ihm an, eine heilige Tabakspfeife zum Zeichen der Ehrerbietung mit ihm zu rauchen. Dies geschah dann in ritueller Weise, indem dem erlegten Bären Tabak ins Maul gelegt wurde, bevor der Jäger dann die Pfeife neben ihm rauchte.[2] Heute sind – nach den laufenden Erhebungen des evangelikal-fundamentalistisch ausgerichteten Bekehrungsnetzwerkes Joshua Project – noch 20 Prozent der Naskapi Anhänger der traditionellen Religion (die entweder neben dem Christentum praktiziert wird oder mit einigen christlichen Elementen vermischt ist)[3], während die meisten offiziell Christen (vor allem Katholiken) sind.[4]

Die Innu waren mit den Atikamekw, Maliseet und Algonkin gegen ihre traditionellen Feinde, den Mi’kmaq und Irokesen, verbündet. Immer wieder waren während der Biberkriege (1640–1701) die Irokesen in ihre Gebiete eingefallen und hatten Frauen und Krieger in die Sklaverei entführt, als auch ihre Jagdgründe auf der Suche nach mehr Pelzen ausgeplündert. Da diese Auseinandersetzungen seitens der Irokesen mit bisher nicht gekannter Brutalität geführt wurden, übernahmen nun die Innu ihrerseits die Marter- und Foltermethoden als auch die Grausamkeit ihrer indianischen Feinde. Die Naskapie hingegen hatten meist Konflikte mit den südwärts vordringenden Inuit im Osten.

Die Innu dürfen hierbei aber nicht mit den Inuit oder Inupiaq-Inuktitut verwechselt werden.

  1. Barry M. Pritzker: Native Americans: An Encyclopedia of History, Culture, and Peoples: A Reference Guide, Verlag: ABC-CLIO Ltd (September 1998), ISBN 978-0-87436-836-9
  2. Christian F. Feest: Beseelte Welten – Die Religionen der Indianer Nordamerikas. In: Kleine Bibliothek der Religionen, Bd. 9, Herder, Freiburg / Basel / Wien 1998, ISBN 3-451-23849-7. S. 147–148.
  3. Barry M. Pritzker: A Native American Encyclopedia. History, Culture and Peoples. Oxford University Press, New York 2000, ISBN 978-0-19-513877-1. S. 510.
  4. Joshua Project: Canada (Memento des Originals vom 19. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/legacy.unreachedresources.org (Naskapi), abgerufen am 1. Januar 2016.

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