Rosenkreuzer

Rosenkreuzer, früher Rosencreutzer, ist die Bezeichnung verschiedener spiritueller Gemeinschaften. Sie sind nach dem literarischen Charakter Christian Rosencreutz benannt.

Das Rosenkreuzertum trat erstmals zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Reformbewegung in Tübingen innerhalb des deutschen Protestantismus mit zwei anonymen gesellschaftskritischen, politischen Programmschriften (Fama Fraternitatis und Confessio Fraternitatis) und einer romanhaften Allegorie, der Chymischen Hochzeit, an die Öffentlichkeit. Die Manifeste erschienen in einer Zeit, in der die wissenschaftlich-technische Naturbeherrschung zu einer Entfremdung zwischen Wissenschaft und christlicher Kultur führte. Das Hauptanliegen und Ziel der drei Schriften war es, dieser Entwicklung durch eine Kultivierung der Erde mittels einer kontinuierlichen Reformierung von Wissenschaft, Ethik und Religion gegenzusteuern. In der Fama Fraternitatis (kurz Fama) werden die Rosenkreuzer zudem nicht als Bruderschaft bezeichnet, die zur Geheimhaltung verpflichtet ist. Ihr Selbstverständnis baut auf einer vorurteilsfreien Verbreitung und Nutzbarmachung von Erkenntnissen und noch unbekanntem, unentdecktem Wissen aus anderen Kulturkreisen auf. Organisierte Gruppen von Rosenkreuzern gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Erst mehr als 140 Jahre nach Erscheinen der Manifeste wurde um 1760 mit dem Orden der Gold- und Rosenkreuzer die erste Rosenkreuzerorganisation im Umfeld der Freimaurerei gegründet. Dieser Orden bildete mit seiner Form des mystischen Irrationalismus und Illuminismus einen Gegenpol zu den rationalen und modernistischen Kräften der Aufklärung.[1] Der Orden erlangte kurze Zeit Macht und Einfluss in Preußen unter König Friedrich Wilhelm II., fand aber 1787 sein Ende. Der Glaube an Lehren, sofern sie von römisch-katholischen, lutherischen oder reformierten Glaubenswahrheiten im Preußen jener Zeit abwichen, wurde mit dem Religionsedikt von 1788 verboten und unter Strafe gestellt. Der aufklärungskritische Orden war maßgeblich an dem Zustandekommen des Religionsediktes beteiligt gewesen.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden (zunächst im englischsprachigen Raum) weitere rosenkreuzerische Gruppen, besonders einflussreich war der Hermetic Order of the Golden Dawn (1888–1903). Noch heute berufen sich einige Freimaurerlogen und sonstige hermetische Gruppen auf den Rosenkreuzer-Mythos, die größte davon ist AMORC.

  1. Nicholas Goodrick-Clarke: Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus. Marix, Wiesbaden 2004, S. 57 und 125.

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