Einsamkeit

Ernst Barlach, Der Einsame, 1911, Skulptur aus Eichenholz, Ernst Barlach Haus, Hamburg

Der Begriff Einsamkeit bezeichnet im Sprachgebrauch der Gegenwart vor allem eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen den gewünschten und den tatsächlich vorhandenen sozialen Beziehungen eines Menschen. Es handelt sich dabei um das subjektive, von Betroffenen als schmerzhaft erlebte, Gefühl,[1] dass die vorhandenen sozialen Beziehungen und Kontakte nicht die gewünschte Qualität haben.

Das Lexikon der Psychologie des Spektrum-Verlags definiert Einsamkeit als „ein subjektives Phänomen, das vielfältige objektive Bedingungsfaktoren aufweist, jedoch vom physischen Alleinsein und von sozialer Isolation sowie dem positiv erlebten Für-sich-Sein (positiv erlebte Erfahrung der eigenen Individualität, Freiheit, Autonomie und Selbstbegegnung – solitude) unterschieden werden muß [sic!]. Entgegen der früher und in philosophischen Abhandlungen oft anzutreffenden Sichtweise positiver Einsamkeit weist der semantische Raum der Begriffe einsam und allein gegenwärtig in der Alltagssprache einen negativen Bedeutungsraum auf.“[2]

Von dem Begriff Einsamkeit wird zumeist der Begriff soziale Isolation abgegrenzt, worunter man den objektiven Zustand des Alleinseins versteht.[3] Einsamkeit und soziale Isolation sind zwar korreliert, aber nicht dasselbe: Viele Menschen sind gerne alleine, ohne darunter zu leiden. Umgekehrt gibt es aber auch Menschen, die sich einsam fühlen, obwohl sie von außen betrachtet in ein großes soziales Netzwerk eingebunden sind.

Der Begriff Einsamkeit ist zumeist negativ konnotiert (im Sinne einer Normabweichung oder eines Mangels), mitunter ist er aber (und zwar stärker als der englischsprachige Begriff loneliness) auch positiv konnotiert, beispielsweise im Sinne einer geistigen Erholungsstrategie, die Gedanken ordnen oder Kreativität entwickeln bzw. fördern kann. In vielen Ländern wird die positiv verstandene Begriffsauslegung genutzt, um die Ausweisung von Wildnisschutzgebieten zu fördern.[4]

Örtlichkeiten bzw. Gegenden, deren Name auf Deutsch Einsamkeit bedeutet, waren zum Zeitpunkt der Namensgebung besonders dünn besiedelt und meist abgelegen.[5] In Deutschland trifft das auf das heute in der Stadt Flensburg gelegene Gebiet Solitüde zu. Das in der schwedischen Gemeinde Norsjö gelegene „Ensamheten“, ein als „populated place“ („bewohnter Ort“) charakterisierter Siedlungsplatz in der Provinz Västerbottens län,[6] liegt heute noch in einer einsamen Gegend.[7]

  1. Petra Bühring: Einsamkeit. Ein schmerzhaftes Gefühl. In: Deutsches Ärzteblatt. Jahrgang 121, Heft 7, 5. April 2024, S. B 383–387.
  2. Einsamkeit. In: Lexikon der Psychologie. spektrum.de, abgerufen am 18. August 2021.
  3. Stephanie Kern: Führt Armut zu sozialer Isolation? Eine empirische Analyse mit Daten des Sozio-Ökonomischen Panels. Dissertation. Universität Trier. Juni 2002, S. 146 (152), abgerufen am 23. Juni 2020.
  4. Nicolas Schoof: Ziele und Kriterien der Vision "Wildnisgebiete" aus der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Freidok, Freiburg 2013, S. 165 (researchgate.net).
  5. duden.de
  6. List of places in Västerbotten, Sweden. cartographic.info, abgerufen am 22. August 2021 (englisch).
  7. Map of Ensamheten in Västerbotten, Sweden. cartographic.info, abgerufen am 22. August 2021 (englisch).

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