Feminismus

Women’s March on Washington, 2017
Czarny Protest in Warschau, 2016 gegen eine Verschärfung der Gesetze zur Abtreibung

Feminismus (über französisch féminisme abgeleitet von lateinisch femina ‚Frau‘ und -ismus)[1] bezeichnet in einem erweiterten Sinne verschiedene soziale Bewegungen, insbesondere aber die Frauenbewegung. Der Feminismus setzt sich für gleiche Rechte von Frauen in Gesellschaft, Politik, Familie und der Arbeitswelt ein und beseitigt damit gesellschaftliche und politische Benachteiligung von Frauen.[2][3] In der Wissenschaft bezeichnet Feminismus Bestrebungen, die auf die Wahrnehmung und Überwindung der für wissenschaftliche Erkenntnis hinderlichen Diskriminierung von Frauen abzielen.[4]

Auf der Grundlage von kritischen Analysen von Geschlechterordnungen treten Feministinnen und Feministen für Gleichberechtigung, Menschenwürde und Selbstbestimmung Menschen jeglichen Geschlechts ein. Sie wenden sich gegen Sexismus und versuchen diese Ziele durch entsprechende Maßnahmen umzusetzen.[5][6][7] Daneben verweist Feminismus auf politische Philosophien, die – über einzelne Anliegen hinaus – die Gesamtheit gesellschaftlicher Verhältnisse, einen grundlegenden Wandel der sozialen und kulturellen Ordnung und der Geschlechterverhältnisse im Blick haben. Gleichzeitig erlauben sie Deutungen und Argumente zur Gesellschaftskritik.[8]

Der Feminismus erlebte seinen Aufschwung in Europa mit den Emanzipationsbestrebungen von Frauen im Zuge der Aufklärung. Heutzutage kommt er weltweit immer wieder auch im Zusammenhang allgemeiner Bürgerrechts- und Freiheitsbewegungen zum Zug. Der Feminismus verdeutlicht, dass das Ideal der Gleichheit aller Menschen, wie es vor allem durch die bürgerliche Emanzipation vom Feudalsystem Verbreitung fand, nicht mit den Alltagserfahrungen von Frauen übereinstimmt. Somit ist der aufklärerische Gleichheitsanspruch in der Lebenswirklichkeit von Frauen in Neuzeit und Moderne nicht verwirklicht. Daher zielt der Feminismus nicht allein auf formalgesetzliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Vielmehr müssen auch die tatsächlichen Zustände geändert werden, wenn in ihnen der Gleichheitsanspruch noch nicht eingelöst ist.[9]

Weltweit ein einheitliches Verständnis von Feminismus zu entwickeln, gilt heutzutage nicht zwingend als erstrebenswertes Ziel. Denn unterschiedliche Kulturen und gesellschaftlichen Verhältnisse können Frauen stärker prägen als das Geschlecht. Daher spricht man heute auch oft von Feminismen als einer der Denkbewegungen der Moderne.[10]

  1. Feminismus. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
  2. Winfried Böhm, Sabine Seichter: Wörterbuch der Pädagogik. 18. Auflage. UTB, Paderborn 2022, S. 163.
  3. Dieter Nohlen, Florian Grotz: Kleines Lexikon der Politik. C. H. Beck, München 2011, S. 173.
  4. Klaus Schubert, Martina Klein: Das Politiklexikon. 7., aktualisierte und erweiterte Auflage. Dietz, Bonn 2020. Online bei Bundeszentrale für politische Bildung.
  5. Ilse Lenz: Was ist Feminismus? In: gwi-boell.de. 25. Mai 2018, abgerufen am 1. August 2019.
  6. Sally Haslanger, Nancy Tuana, Peg O’Connor: Topics in Feminism. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Ausgabe Winter 2012.
  7. Claudia Opitz: Geschlechtergeschichte. Frankfurt a. M. 2010, ISBN 978-3-593-39183-0, S. 124.
  8. Ute Gerhard: Frauenbewegung und Feminismus. Eine Geschichte seit 1789. Beck-Verlag, München 2009, S. 6–7.
  9. Vgl. Barbara Holland-Cunz: Das Gleichheitsversprechen. Eine politische Ideengeschichte des modernen Feminismus. In: Barbara Holland-Cunz: Die alte neue Frauenfrage. Edition Suhrkamp, 2003, ISBN 3-518-12335-1, S. 17–18.
  10. Ilse Lenz: Feminismus: Denkweisen, Differenzen, Debatten. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Band 1. Springer VS, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-12495-3, S. 239.

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