Deutschland

Deutschland (Vollform des Staatsnamens seit 1949: Bundesrepublik Deutschland) ist ein Bundesstaat in Mitteleuropa.[7] Es besteht aus 16 Bundesländern und ist als freiheitlich-demokratischer und sozialer Rechtsstaat verfasst. Die 1949 gegründete Bundesrepublik Deutschland stellt die jüngste Ausprägung des 1871 erstmals begründeten deutschen Nationalstaats dar. Im Rahmen der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Berlin 1990 Bundeshauptstadt und 1991 zum Parlaments- und Regierungssitz bestimmt.

Das Land grenzt an neun Nachbarstaaten und liegt in der gemäßigten Klimazone zwischen Nord- und Ostsee im Norden sowie Bodensee und Alpen im Süden.

Deutschland hat circa 84,7 Millionen Einwohner (Stand 31. Dezember 2023)[8] und zählt bei einer Fläche von 357.588 Quadratkilometern mit durchschnittlich 237 Einwohnern pro Quadratkilometer zu den dicht besiedelten Flächenstaaten. Die Geburtenrate liegt bei 1,35 Kindern pro Frau (2023).[9] Die bevölkerungsreichste deutsche Stadt ist Berlin; weitere Metropolen mit mehr als einer Million Einwohnern sind Hamburg, München und Köln; der größte Ballungsraum ist das Ruhrgebiet. Es gibt vier weitere deutsche Städte mit mehr als 600.000 Einwohnern (2023): Frankfurt am Main ist ein europäisches Finanzzentrum von globaler Bedeutung, Stuttgart ist eines der bedeutendsten Zentren der Automobilindustrie weltweit, Düsseldorf ist für seinen Kunst- und Modehandel und als „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ bekannt und Leipzig für seine Messe sowie seinen Frachtflughafen. Darüber hinaus zählt das Land sieben weitere Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern (2023): Dortmund, Essen, Bremen, Dresden, Hannover, Nürnberg und Duisburg. Nahezu 15 Millionen Einwohner leben in den 15 deutschen Städten mit mehr als einer halben Million Einwohnern, was etwa 18 % aller Einwohner entspricht.[10][11]

Funde des Homo heidelbergensis sowie zahlreicher prähistorischer Kunstwerke aus der späteren Altsteinzeit belegen, dass seit 600.000 Jahren Menschen auf dem Gebiet des heutigen Deutschland leben, einige Steinwerkzeuge wurden sogar auf über 1,3 Millionen Jahre datiert.[12] Während der Jungsteinzeit, um 5600 v. Chr., wanderten die ersten Bauern aus dem Nahen Osten ein. Die Römer bezeichneten die Siedlungsgebiete der germanischen Stämme in der Antike als Germania magna. Durch die Eroberungen Karls des Großen wurden weite Teile des heutigen Deutschland um 800 erstmals in einem Herrschaftsgebiet zusammengefasst. Infolge der Teilungen des Fränkischen Reichs unter Karls Enkeln entstand im 9. Jahrhundert das Ostfrankenreich, das ab dem 10. Jahrhundert auch als Regnum Teutonicum bezeichnet wurde und aus dem das bis 1806 bestehende Heilige Römische Reich Deutscher Nation hervorging. An dessen Stelle wiederum trat 1815 der Deutsche Bund, der sich aus lose miteinander verbundenen souveränen Staaten zusammensetzte. Nach der gescheiterten Märzrevolution von 1848 kam es erst 1871 zur Gründung eines deutschen Nationalstaats, des Deutschen Reichs.

Die rasche Entwicklung vom Agrar- zum Industriestaat vollzog sich während der Gründerzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1918 die Monarchie abgeschafft und die demokratische Weimarer Republik konstituiert. Ab 1933 führte die nationalsozialistische Diktatur zu politischer und rassistischer Verfolgung und gipfelte in der Ermordung von sechs Millionen Juden und Angehörigen anderer Minderheiten wie Sinti und Roma. Der vom NS-Staat 1939 begonnene Zweite Weltkrieg endete 1945 mit der Niederlage der Achsenmächte. Das von den Siegermächten besetzte Land wurde 1949 geteilt, nachdem bereits 1945 seine Ostgebiete teils unter polnische, teils sowjetische Verwaltungshoheit gestellt worden waren. Der Gründung der Bundesrepublik als demokratischer westdeutscher Teilstaat mit Westbindung am 23. Mai 1949 folgte die Gründung der sozialistischen DDR am 7. Oktober 1949 als ostdeutscher Teilstaat unter sowjetischer Hegemonie. Die innerdeutsche Grenze war nach dem Berliner Mauerbau (ab 13. August 1961) abgeriegelt. Nach der friedlichen Revolution in der DDR 1989 erfolgte die Lösung der deutschen Frage durch die Wiedervereinigung beider Landesteile am 3. Oktober 1990, womit auch die Außengrenzen Deutschlands als endgültig anerkannt wurden. Durch den Beitritt der fünf ostdeutschen Länder sowie die Wiedervereinigung von Ost- und West-Berlin zur heutigen Bundeshauptstadt zählt die Bundesrepublik Deutschland seit 1990 sechzehn Bundesländer.

Seit der Wiedervereinigung 1990 hat sich Deutschland zu einer der führenden Wirtschaftsnationen weltweit entwickelt. Anfangs stellte die Integration der DDR eine große Herausforderung dar, doch durch umfangreiche Investitionen und Reformen konnte die Wirtschaft stabilisiert werden. Insbesondere die Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010 führten zu einer deutlichen Reduzierung der Arbeitslosigkeit und erhöhten die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Heute ist Deutschland die größte Volkswirtschaft der EU und eine der bedeutendsten Exportnationen weltweit. Das Land verfügt über eine gut entwickelte Infrastruktur, ein starkes Bildungssystem und eine hoch qualifizierte Arbeitskraft, was es zu einem attraktiven Standort für Unternehmen und Investitionen macht. Deutschland gilt heutzutage als eine der stabilsten und wohlhabendsten Nationen der Welt.[13]

Die Bundesrepublik Deutschland ist Gründungsmitglied der Europäischen Union und ihrer Vorgänger (Römische Verträge 1957) sowie deren bevölkerungsreichstes Land. Mit 19 anderen EU-Mitgliedstaaten bildet sie eine Währungsunion, die Eurozone. Deutschland ist Mitglied der UN, der OECD, der OSZE, der NATO, der G7, der G20 und des Europarates. Bereits 1951 eröffnete der Hohe Flüchtlingskommissar (UNHCR) ein Verbindungsbüro in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn, seit 1991 unterhalten die Vereinten Nationen dort ihren deutschen Sitz („UNO-Stadt“).[14] Die Bundesrepublik Deutschland gilt als einer der politisch einflussreichsten Staaten Europas und ist ein gesuchtes Partnerland auf globaler Ebene.[15]

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist Deutschland die größte Volkswirtschaft Europas und die drittgrößte der Welt nach den Vereinigten Staaten und China.[16] Die Deutschen waren 2023 die drittgrößte Export- und Importnation.[17] Sie bilden eine Informations- und Wissensgesellschaft, deren Entwicklung von Automatisierung, Digitalisierung und disruptiven Technologien geprägt ist. Die Verbesserung des deutschen Bildungssystems und die nachhaltige Entwicklung des Landes gelten als zentrale Aufgaben der Standortpolitik. Gemäß dem Index der menschlichen Entwicklung zählt Deutschland zu den sehr hoch entwickelten Ländern.[18][19]

Muttersprache der Bevölkerungsmehrheit ist Deutsch. Daneben gibt es Regional- und Minderheitensprachen und sowohl Deutsche als auch Migranten mit anderen Muttersprachen, von denen die bedeutendsten Türkisch und Russisch sind.[20] Die am häufigsten gesprochene Fremdsprache ist Englisch, das in allen Bundesländern ein Schulfach ist. Die Kultur Deutschlands ist vielfältig und wird neben zahlreichen Traditionen, Institutionen und Veranstaltungen beispielsweise in der Auszeichnung als UNESCO-Welterbe in Deutschland, in Kulturdenkmälern und als immaterielles Kulturerbe erfasst und gewürdigt.

  1. Art. 137 Abs. 1 WRV; Art. 140 GG
  2. Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Gebiet und Bevölkerung – Fläche und Bevölkerung (Memento vom 30. Oktober 2021 im Internet Archive), Stand: 31. Dezember 2020.
  3. a b Bevölkerungsstand am 30.06.2024. Statistisches Bundesamt (Destatis), abgerufen am 10. Dezember 2024.
  4. World Economic Outlook Database Oktober 2024. In: World Economic Outlook Database. International Monetary Fund, 2024, abgerufen am 24. Oktober 2024 (englisch).
  5. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2023/2024. United Nations Development Programme, New York 2024, ISBN 978-92-1358870-3, S. 274 (englisch, undp.org [PDF]).
  6. Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Grundlagenvertrag (Urteil vom 31. Juli 1973, Absatz-Nr. 54 – 2 BvF 1/73 – BVerfGE 36, S. 1 ff.: „Mit der Errichtung der Bundesrepublik Deutschland wurde nicht ein neuer westdeutscher Staat gegründet, sondern ein Teil Deutschlands neu organisiert“).
  7. Peter Jordan: Großgliederung Europas nach kulturräumlichen Kriterien, Ständiger Ausschuss für geographische Namen, 2007. – In der Systematik der United Nations Statistics Division, die Europa in Ost-, Nord-, Süd- und Westeuropa gliedert, wird Deutschland Westeuropa zugeschlagen.
  8. 330.000 mehr wegen Zuwanderung: In Deutschland leben inzwischen 84,7 Millionen Menschen. FAZ, 25. Januar 2024.
  9. Zusammengefasste Geburtenziffer. Statistisches Bundesamt, abgerufen am 19. März 2024.
  10. Einwohnerzahl der 15 größten Städte Deutschlands. Abgerufen am 20. August 2023.
  11. Größte Städte Deutschlands 2021. Abgerufen am 20. August 2023.
  12. Lutz Fiedler, Christian Humburg, Horst Klingelhöfer, Sebastian Stoll, Manfred Stoll: Several Lower Palaeolithic Sites along the Rhine Rift Valley, Dated from 1.3 to 0.6 Million Years. In: Humanities. Band 8, Nr. 3. Multidisciplinary Digital Publishing Institute, September 2019, ISSN 2076-0787, S. 129, doi:10.3390/h8030129 (mdpi.com [abgerufen am 29. Oktober 2023]).
  13. Institut der deutschen Wirtschaft (IW): 30 Jahre Wiedervereinigung. Abgerufen am 14. Juli 2024.
  14. Von der Bundeshauptstadt zur UNO-Stadt. In: bonn.de. Presseamt der Bundesstadt Bonn, abgerufen am 30. Januar 2021.
  15. Hans Kundnani: Germany as a Geo-economic Power (Memento vom 4. November 2013 im Internet Archive) (PDF; 267 kB), Center for Strategic and International Studies, Sommer 2011.
  16. Deutschland in der Rezession – dennoch Aufstieg im Ranking der größten Volkswirtschaften. 26. Oktober 2023, abgerufen am 3. November 2023.
  17. Rangliste der größten Exportländer weltweit 2023. Abgerufen am 25. Juni 2024.
  18. Human Development Report 2019, Overview (PDF; 1,7 MB), United Nations Development Programme (UNDP), 2019 (englisch).
  19. Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP): Bericht über die menschliche Entwicklung 2015. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2015, S. 246 (PDF; 9,3 MB).
  20. Mikrozensus 2017. In: destatis. Statistisches Bundesamt, 7. Dezember 2018, abgerufen am 18. Januar 2022.

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