Venezianische Kolonien

Venezianische Kolonien und Stützpunkte

Als venezianische Kolonien (in der Eigenbezeichnung Stato da Mar, der Staat des Meeres)[1] werden im engeren Sinne die von der Republik Venedig beherrschten Gebiete in der Adria und im östlichen Mittelmeer bezeichnet, besonders in der Romania, dem als Einheit gedachten Gebiet des Byzantinischen Reichs – auch noch zu einer Zeit, als diese Gebiete längst nicht mehr zu Byzanz gehörten. Die venezianischen Gebiete in Italien galten hingegen als Teil der Republik oder als kurzzeitig besetzte Gebiete. Im weiteren Sinne als venezianische Kolonien werden gelegentlich auch die Ansiedlungen der venezianischen Händler (etwa in Bari, Tunis, Alexandria, Brügge oder Antwerpen) tituliert; die sollen jedoch nicht Teil der Darstellung sein, da sie nicht oder nur sehr kurzfristig venezianischer Herrschaft unterstanden.[2]

Das venezianische Kolonialreich – die venezianischen Kolonien im engeren Sinne – entstand in erster Linie auf Grund der politischen und kulturellen, besonders aber der Handelsbeziehungen zum Byzantinischen Reich. Venedig profitierte zudem durch die Kreuzzüge in mehrfacher Hinsicht. Zum einen intensivierten sich die Handelskontakte mit dem östlichen und südlichen Mittelmeer, zum anderen fuhren zahlreiche Pilger per Schiff von Venedig ins Heilige Land. Doch erst mit dem vierten Kreuzzug gelang die Eroberung Konstantinopels. Der Serenissima, wie die Republik Venedig genannt wurde, wurden dabei drei Achtel des Byzantinischen Kaiserreiches zugesprochen. Dennoch besetzte Venedig fast ausschließlich Stützpunkte entlang der griechischen Küsten und zahlreiche Inseln. Insgesamt dominierte Venedig die adriatischen Kolonien eher durch verbündete oder eingesetzte Adlige und Amtsträger, während die ägäischen Kolonien feudalisiert und kolonisiert wurden, indem Tausende von Venezianern mit Lehen ausgestattet wurden. Schwerpunkt war dabei Kreta.

Darüber hinaus bildete Venedig Handelsmonopole aus und dominierte so vom Hochmittelalter bis weit in das 16. Jahrhundert den östlichen Mittelmeerraum. Bei der Versorgung mit Salz und Getreide war Italien weitgehend von seinen Einfuhren abhängig. Zwar konnte Venedig andere Handelsmetropolen verdrängen, doch mit dem Konkurrenten Genua kam es zu Konflikten, die in vier Kriegen eskalierten. Zugleich schwächte Venedig entscheidend das Byzantinische Reich. Mit der Expansion des Osmanischen Reiches verlor Venedig im 16. und 17. Jahrhundert seine wichtigsten Kolonien und verlagerte seinen Schwerpunkt nach Oberitalien, vor allem auf das Veneto.

  1. Roger Crowley: Venedig erobert die Welt. Die Dogen-Republik zwischen Macht und Intrige, Stuttgart 2011, S. 13.
  2. Mit der komplizierten Frage der Abgrenzung befasste sich etwa Bernard Doumerc: La Tana au XVe siècle: comptoir ou colonie? in: Michel Balard (Hrsg.): Etat et colonisation, La Manufacture, Lyon 1989, 251–265.

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