Osmanisches Reich

Osmanisches Reich
دولت علیه عثمانیه

Devlet-i Aliyye-i Osmâniyye
1299–1922
Flagge Wappen
Wahlspruch: دولت ابد مدت
Devlet-i Ebed-müddet
(„Der Ewige Staat“)
Das Osmanische Reich von 1481 bis 1683
Hauptstadt Istanbul (Kostantiniyye, ab 1453)
zuvor Söğüt (1299–1326)
Bursa (1335–1368)
Dimetoka (1361–1365)
Adrianopel (1368–1453)
Staatsoberhaupt Sultan
Regierungschef Großwesir
Fläche 4.800 km² (1299)
5.200.000 km² (17. Jahrhundert)[1]
3.400.000 (1900, ohne Vasallen)[2] km²
Einwohnerzahl 30–35.000.000 (1600)[3][4]
24.028.900 (1906)
ohne Vasallen[5]
12.600.000 (1922)
Währung Akçe (1327), Sultani (1454), Kuruş (1690), Lira (1844), Para
Errichtung 1299
National­hymne Zuletzt Reşadiye – für Sultan Mehmed V. Reşad (1909–1918)
Detaillierte Karte des Osmanischen Reiches im Jahr 1683

Das Osmanische Reich (osmanisch دولت علیه İA Devlet-i ʿAlīye, deutsch ‚der erhabene Staat‘ und ab 1876 amtlich دولت عثمانيه / Devlet-i ʿOs̲mānīye / ‚der Osmanische Staat‘, türkisch Osmanlı İmparatorluğu) war das Reich der Dynastie der Osmanen von ca. 1299 bis 1922. Die im deutschsprachigen Raum veraltete,[6] in der englisch-[7] und französischsprachigen Literatur[8] noch anzutreffende Bezeichnung Ottomanisches Reich leitet sich von Varianten der arabischen Namensform Uthman des Dynastiebegründers Osman I. her.

Es entstand Anfang des 14. Jahrhunderts als regionaler Herrschaftsbereich (Beylik) im nordwestlichen Kleinasien im Grenzgebiet des Byzantinischen Reiches unter einem Anführer mutmaßlich nomadischer Herkunft. Dieser löste sich aus der Abhängigkeit vom Sultanat der Rum-Seldschuken, welches nach 1243 unter die Vorherrschaft des mongolischen Ilchanats geraten war und seine Macht eingebüßt hatte. Hauptstadt war ab 1326 Bursa, ab 1368 Adrianopel, schließlich seit 1453 Konstantinopel (osmanisch Kostantiniyye; seit 1876 offiziell Istanbul genannt).

Zur Zeit seiner größten Ausdehnung im 17. Jahrhundert erstreckte es sich von seinen Kernlanden Kleinasien und Rumelien nordwärts bis in das Gebiet um das Schwarze und das Asowsche Meer, westwärts bis weit nach Südosteuropa hinein. Jahrhundertelang beanspruchte das Osmanische Reich politisch, militärisch und wirtschaftlich eine europäische Großmachtrolle neben dem Heiligen Römischen Reich, Frankreich und England. Im Mittelmeer kämpfte das Reich mit den italienischen Republiken Venedig und Genua, dem Kirchenstaat und dem Malteserorden um die wirtschaftliche und politische Vormachtstellung. Ab dem späten 17. bis ins späte 19. Jahrhundert hinein rang es mit dem Russischen Kaiserreich um die Herrschaft über die Schwarzmeerregion. Im Indischen Ozean forderte das Reich Portugal im Kampf um den Vorrang im Fernhandel mit Indien und Indonesien heraus. Durch die ununterbrochen intensiven politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen ist die Geschichte des Osmanischen Reichs mit derjenigen Westeuropas eng verbunden.

In Vorderasien beherrschten die Osmanen mit Syrien, dem Gebiet des heutigen Irak und dem Hedschas (mit den heiligen Städten Mekka und Medina) die historischen Kernlande des Islam, in Nordafrika unterstand das Gebiet von Nubien über Oberägypten westwärts bis zum mittleren Atlasgebirge der osmanischen Herrschaft. In der islamischen Welt stellte das Osmanische Reich nach dem Umayyaden- und Abbasidenreich die dritte und letzte sunnitische Großmacht dar. Nachdem in Persien die Dynastie der Safawiden die Schia als Staatsreligion durchgesetzt hatte, setzten beide Reiche den alten innerislamischen Konflikt zwischen beiden islamischen Bekenntnissen in drei großen Kriegen fort.

Im Laufe des 18. und vor allem im 19. und 20. Jahrhundert erlitt das Reich in Auseinandersetzungen mit den europäischen Mächten sowie durch nationale Unabhängigkeitsbestrebungen in seinen rumelischen Kernlanden erhebliche Gebietsverluste. Sein Territorium verkleinerte sich auf das europäische Thrakien sowie auf Kleinasien. Der Erste Weltkrieg führte innerhalb der wenigen Jahre von 1917 bis 1922 zum Ende der vier großen Monarchien der Hohenzollern, Habsburger, Romanows und Osmanen, die die Geschichte Europas über Jahrhunderte hinweg geprägt hatten.

Im Türkischen Befreiungskrieg setzte sich eine Nationalregierung unter Mustafa Kemal Pascha durch; 1923 wurde als Nachfolgestaat die Republik Türkei gegründet.

  1. Peter Turchin, Jonathan M. Adams, Thomas D. Hall: East-West Orientation of Historical Empires and Modern States. In: Journal of World-Systems Research, Vol. XII, No. II, 2006, S. 218–239, S. 223.
  2. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58588-9, S. 8.
  3. Hans-Jürgen Gerhard (Hrsg.): Struktur und Dimension. Festschrift für Karl Heinrich Kaufhold zum 65. Geburtstag. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07065-6, S. 7.
  4. Rudolf Schmidt: Die Türken, die Deutschen und Europa. Ein Beitrag zur Diskussion in Deutschland. VS Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-14379-4, S. 46.
  5. Brockhaus 1906, in: Brockhaus Multimedia 2007.
  6. Herders Conversationslexikon (1854), Band 4, S. 434 Faksimile (online), abgerufen am 27. Mai 2017.
  7. Ottoman Empire. In: Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 29. Mai 2017 (englisch).
  8. Empire Ottoman. In: Encyclopédie Larousse. Abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).

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