Geschichte der Parteien in Deutschland

Heppenheimer Tagung freier Demokraten im Gasthof „Zum halben Monde“ im Vorfeld der Märzrevolution, Wegbereiter zur Frankfurter Nationalversammlung; Stahlstich von 1840
Vertreter der liberalen Fortschrittspartei von 1861; Holzstich um 1881.[1]
Oben: Ludwig Loewe, Albert Haenel
Mitte: Rudolf Virchow
Unten: Albert Traeger, Eugen Richter
Mitglieder der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion 1889

Die Geschichte der Parteien in Deutschland umfasst die Entwicklung politischer Parteien auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland und historischer deutscher Reiche vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die modernen Parteien in Deutschland entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts, als Abgeordnete in Parlamenten sich zu festeren Gruppierungen zusammenschlossen. Zunächst standen die Liberalen den konservativen Anhängern der Monarchie gegenüber; viele Abgeordnete aber waren auch ungebunden. Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Gruppen zu festen Organisationen, die wichtige staatstragende Aufgaben übernommen haben, vor allem nach 1918.

Wichtig für die Entwicklung des Parteienwesens war vor allem die Frankfurter Nationalversammlung von 1848/1849, das erste gesamtdeutsche Parlament. In den 1860er-Jahren entstanden die ersten deutschlandweiten Parteien, zunächst die liberale Deutsche Fortschrittspartei (1861), später der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (1863) und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (1869) sowie die katholische Zentrumspartei (1870).

Im Deutschen Reich seit 1871 konnten die Parteien über die Gesetzgebung des Reichstags mitbestimmen. Zwei konservative Parteien und die Nationalliberalen (Rechtsliberale), die sich 1867 von den Liberalen abgespalten hatten, unterstützten die Reichsregierung. Zentrum und die übrigen Liberalen arbeiteten ebenfalls von Zeit zu Zeit mit der Regierung zusammen. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), so der Name seit 1891, blieb im grundsätzlichen Gegensatz zum damaligen Staat. Daneben gab es im Reichstag mehrere Regionalparteien und Minderheitenparteien, Interessenparteien und mehrere kleine Antisemitenparteien.

Seit 1917 nahmen an der Reichsregierung Zentrumsleute, Linksliberale und seit 1918 auch Sozialdemokraten teil. In der Weimarer Republik ab 1919 konnten die Parteien meist keine konstruktive parlamentarische Mehrheit bilden. Die größeren Parteien aus dem Kaiserreich blieben großteils bestehen; einige benannten sich um, die Konservativen gingen in der Deutschnationalen Volkspartei auf. Die Minderheitenparteien verschwanden; hinzu kamen weitere Interessenparteien und neuartige extremistische Parteien, vor allem die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) aus dem linken Spektrum und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) aus dem rechten. Letztere übernahm 1933 die Macht und verbot alle übrigen Parteien beziehungsweise zwang diese zur Selbstauflösung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es zunächst vier Parteien, die von allen vier Siegermächten in den jeweiligen Besatzungszonen erlaubt wurden: Die Christlich Demokratische Union Deutschlands als christlich-konservativ-liberale Sammlung, die liberale Freie Demokratische Partei (lokal teilweise unter verschiedenen Namen), die SPD und die KPD.

In der DDR entstand nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD die Diktatur der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Daneben gab es die sogenannten Blockparteien.

In der Bundesrepublik Deutschland verlor die KPD alsbald bei den Wahlen und wurde 1956 verboten. Nach einer Phase neuer kleinerer Parteien in den 1950er Jahren blieben 1960 die Unionsparteien und SPD als Volksparteien übrig, die jeweils mit der FDP koalierten. 1983 zog erstmals die 1980 gegründete ökologisch-alternative Partei der Grünen in den Bundestag ein.

Im Zuge der Wiedervereinigung entstand 1990 aus der DDR-Staatspartei SED die Partei des Demokratischen Sozialismus; 2007 schloss sich diese mit der überwiegend von ehemaligen Sozialdemokraten gegründeten WASG zur Partei Die Linke zusammen. Ferner gab und gibt es auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene viele weitere Parteien, die nie in den Bundestag gelangten.

Bei der Bundestagswahl 2017 wurde die Partei Alternative für Deutschland (AfD) mit 12,6 % der gültigen Stimmen erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt, in dem sie nun als drittgrößte Fraktion vertreten ist.

Ende 2017 war in Deutschland die SPD mit rund 443.000 Mitgliedern erneut die größte Partei, während die Mitgliederzahl der CDU auf unter 430.000 gesunken war. Die anderen im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien (AfD, FDP, Linke, Grüne) konnten dahingegen einen teils deutlichen Zuwachs verzeichnen.[2]

  1. Johannes Leicht, Arnulf Scriba: Deutsche Fortschrittspartei 1861–1884. In: Deutsches Historisches Museum, Berlin. Abgerufen am 13. November 2016.
  2. Spiegel Online: Alle Parteien gewinnen – nur nicht die Union. In: Spiegel Online www.spiegel.de. 29. Dezember 2017 (spiegel.de [abgerufen am 5. Februar 2018]).

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